Hachenburg-Studierende beim Studienbesuch in China
Vom 30. Juni bis zum 13. Juli 2024 haben wir – 10 Studierende verschiedener Jahrgänge der Hochschule der Deutschen Bundesbank – zum ersten Mal seit Beginn der Pandemie an einem Austauschprogramm in China teilgenommen. Konkret handelte es sich dabei um das „Financial Leaders of Tomorrow Summer Program“ der Tsinghua PBC School of Finance in Peking. Insgesamt nahmen 50 Studierende aus 23 verschiedenen Ländern teil, was den Austausch nochmal lebendiger gemacht hat. Thematisch ging es darum, einen tieferen Einblick in die chinesische Wirtschaft zu bekommen sowie die dortige Gesellschaft und Kultur kennenzulernen.
Wir starteten mit einer Führung durch den Campus der Tsinghua Universität. Die Größe ist sehr beeindruckend und gleicht einer eigenständigen „Stadt in der Stadt“ mit Supermärkten, Sportmöglichkeiten, verschiedenen Kantinen und einem eigenen Souvenir-Shop. Wie wir gelernt haben, entspricht der Campus dem alten „Danwei“-System. Hierbei handelt es sich um eine Art staatlich kontrollierte Arbeitseinheit, in der gearbeitet und der größte Teil des Lebens verbracht wird – praktisch eine eigene abgeschlossene Einheit. Danach ging es weiter mit Vorlesungen, einem kulturellen Programm und Unternehmensbesuchen. Die Vorlesungen wurden von Professoren der Universität und hochrangigen Branchenexperten gehalten. Hier haben wir einiges über die chinesische Mikro- und Makroökonomie, die Versicherungs- und Bankenbranche, den Kapitalmarkt, Green Finance und Fintech, interkulturelle Kommunikation und Gesellschaftsstruktur sowie die neue Seidenstraße gelernt. Während und nach den Vorlesungen gab es ausreichend Möglichkeiten, sich mit den Dozenten auszutauschen. Entgegen allen Klischees war der Austausch sowohl mit den Dozierenden als auch mit den einheimischen Studierenden sehr offen und konstruktiv. Praktische Bezüge wurden mit Unternehmensbesuchen ermöglicht. Hier haben wir die Gelegenheit bekommen, den Hauptsitz von Lenovo, die Beijing Green Exchange und die Chinese Merchants Bank zu besichtigen.
Besonders eindrucksvoll waren die kulturellen Programme zwischen den Vorlesungen. In Kleingruppen durften wir zunächst die traditionelle Scherenschnittkunst ausprobieren. Hier wird ein dünnes Blatt Papier so gefaltet und geschnitten, dass ein besonderes und individuelles Muster herauskommt. Um detaillierte Muster schneiden zu können, ist viel Fingerspitzengefühl gefordert. Außerdem wurde uns chinesische Kalligrafie vorgestellt. Wieder durften wir die Kunst selbst ausprobieren und einen Fächer mit chinesischen Schriftzeichen gestalten. Einfach war es nicht, den Pinsel richtig zu halten und ruhig aus dem Handgelenk zu führen. Zuletzt wurden wir in die chinesische Kampfkunstart Kung Fu eingeführt. Uns wurde eine Abfolge von Schlägen und Tritten vorgeführt, die wir nachmachen durften. Der kulturelle Austausch wurde in der „Cultural Night“ abgerundet. In einer lockeren und gut organisierten großen Runde haben ein Großteil der Studierenden ihre Heimatländer vorgestellt. Neben Deutschland war beispielsweise Usbekistan, Singapur, Argentinien, Indien, Thailand und Südafrika vertreten.
Natürlich hatten wir auch Zeit für Sightseeing. An drei freien Tagen haben wir bewundernswerte Sehenswürdigkeiten wie die Verbotene Stadt, den Sommerpalast und den Tian’anmen-Platz besucht. Zum Staunen brachte uns die Chinesische Mauer. Die Bauleistung und Größe sind beachtlich und unter den damaligen Bedingungen unvorstellbar. Aufgrund der heißen Temperaturen von weit über 30 Grad und der schwülen Luft stießen wir bei unseren Sightseeing-Touren manchmal an unsere Grenzen. Eine weitere Herausforderung war die Überwindung der Sprachbarriere, da wir uns mit den meisten Einheimischen nicht auf Englisch verständigen konnten. Kommilitonen aus Hachenburg, die Chinesisch sprachen, und diverse Übersetzungs-Apps haben uns hier sehr geholfen, sodass eine Kommunikation trotz der fehlenden individuellen Sprachkenntnisse ohne weitere Schwierigkeiten ermöglicht wurde. Vermissen werden wir das chinesische Essen, da die Auswahl immens war. Wir haben gerne alles probiert, und es hat uns auch immer gut geschmeckt.
Insgesamt war das Programm eine sehr gute Möglichkeit, die chinesische Gesellschaft und Wirtschaft aus einer anderen Sichtweise kennenzulernen. Außerdem konnten wir Kontakte mit anderen Studierenden aus aller Welt sowie zu Dozierenden aufbauen. Unser Fazit: Die Hochschule der Deutschen Bundesbank bietet ihren Studierenden mit diesem Austauschprogramm wirklich eine einzigartige Gelegenheit, um den individuellen Horizont zu erweitern.
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