Wirtschaftsethiker Emunds kritisiert "überbordende Spekulation"
In seinem Vortrag über Ethik in der Finanzwelt griff der Wirtschaftsethiker Bernhard Emunds von der katholischen Hochschule St. Georgen die Debatte über den von Co-Vorstandssprecher Jürgen Fitschen ausgerufenen Kulturwandel in der Deutschen Bank auf: "Den Kulturwandel sieht man auch daran, dass die Boni der Abteilungsleiter jetzt unter anderem davon abhängen, ob ihre Mitarbeiter schon die von der Bank angebotenen Ethik-Seminare besucht haben,"
sagte Emunds mit leichter Ironie.
Kritischer Schlagabtausch
In seiner knapp einstündigen Rede kritisierte Emunds die Banken für ihr aus seiner Sicht zum Teil unmoralisches Geschäftsgebaren, vor allem für ihr überbordendes Spekulieren, das weit über die Funktion der Risikoabsicherung hinausgehe und oft kein reales Geschäft als Basis habe. Gegen diese Kritik verwahrte sich Hans Theo Macke, bis vor kurzem Vorstandsmitglied der DZ-Bank und in den 1980er-Jahren Konrektor in Hachenburg. Er warf Emunds vor, alle Banken über einen Kamm zu scheren. Emunds erwiderte, dass sich seine Kritik am Kreditgewerbe vor allem auf die Großbanken beziehe. In seinem Vortrag hatte er hervorgehoben, dass die Geschäftsbanken, die Einlagen- und Kreditgeschäft betreiben, ein wichtiger Motor für die Gesellschaft seien.
Große Banken zerlegen
Weil die Geschäftsbanken für Emunds eben eine so wichtige Funktion haben, sollten sie im Notfall auch vom Staat mit Steuergeldern geschützt werden. Das gelte aber nicht für Investmentbanken und Wertpapierhäuser: "Diese Zockerbuden sollten die Haftung für ihr Handeln übernehmen,"
sagte Emunds. Er forderte deshalb auch, die Banken aufzusplitten und ein echtes Trennbankensystem zu etablieren, in dem das Einlagen- und Kreditgeschäft vom Wertpapiergeschäft abgetrennt wird. Gerade gegen solch ein Trennbankensystem wehrt sich vor allem die Deutsche Bank, die sich ja selbst einen Kulturwandel verordnet hat. Emunds glaubt nicht, dass das Kreditgewerbe selbst in der Lage ist, diesen Wandel in die Tat umzusetzen. Er setzt deshalb auf einen anderen Umschwung: "Das muss die Regulierung einfordern."
In diesem Zusammenhang sprach er sich wie der Wirtschaftswissenschaftler Martin Hellwig für deutlich höhere, pauschale Eigenkapitalquoten aus: "Derzeit liegt die Leverage Ratio (Anm. der Red.: das ist die nicht nach Risiken gewichtete Eigenkapitalquote der Bank) in Deutschland bei 3,3 Prozent, nach zuvor 2,3 Prozent. Und das hat die Bundesbank in ihrem Finanzstabilitätsbericht sogar noch gelobt."
Emunds hält das für zu wenig. Von dem jetzt in der EU vereinbarten Abwicklungsmechanismus ist Emunds nicht überzeugt. Auf die Frage des früheren Hachenburg-Rektors Dietrich Schönwitz, ob man damit eine Haftung des Steuerzahlers für marode Banken vermeiden könne, antwortete der Theologe und Volkswirt knapp: "Wer’s glaubt, wird selig."