Vorstandsmitglied Balz: Mehr Wettbewerb, mehr Europa
Der Zahlungsverkehr zieht. 200 Stühle im Vortragssaal der Hochschule der Bundesbank in Hachenburg waren gestellt und besetzt, aber der Andrang ließ nicht nach. Immer mehr Studierende und Lehrkräfte kamen, um die gut einstündige Rede von Burkhard Balz zu hören. Darunter waren neben Studierenden und Lehrenden auch Vorstände von Kreditinstituten, lokale Politikerinnen und Politiker sowie der Bundestagsabgeordnete Andreas Nick.
Der große Andrang hing wahrscheinlich auch mit dem Wandel im Zahlungsverhalten zusammen, auch in Deutschland. „Bargeld wird seltener genutzt und dieser Trend scheint sich zu beschleunigen“
, sagte Burkhard Balz. „Die Möglichkeit, nun kontaktlos mit der Karte zahlen zu können, hat zu dieser Entwicklung beigetragen.“
Ein Fünftel aller Zahlungen an der Ladentheke nehmen die Bundesbürger mittlerweile kontaktlos mit der Debitkarte girocard vor. Auch im Internet werden die Rechnungen häufiger über Paypal beglichen, der Anteil dieses Online-Anbieters versiebenfachte sich seit 2012.
„
Es kann nur einen geben“
Balz blendet aber die Risiken dieses Wandels nicht aus. Konkret sieht er die Gefahr, dass der Wettbewerb im Zahlungsverkehr auf der Strecke bleiben könnte. Einzelne Anbieter, hauptsächlich aus den USA, dominierten, den Wettbewerb, so Balz. Das sei auch nicht überraschend: „In Netzwerkmärkten gilt zumeist das Highlander-Prinzip: 'Es kann nur einen geben' oder 'The winner takes it all'.“
Damit seien auch Risiken für Verbraucher verbunden, die zusammen mit den bequemen Zahlungsangeboten auch viele Daten an die Netzwerke preisgeben. Er mahnte die Nutzer, genau hinzuschauen, was mit den Daten passiere, um letztlich „Herr seiner eigenen Daten“
zu bleiben.
In Europa leiste man sich dagegen weiterhin Bezahllösungen entlang nationaler Grenzen. Das Vorstandsmitglied der Bundesbank plädiert daher für eine „europäische Alternative, auch unter Einbezug der leistungsstarken, effizienten nationalen Systeme“
. In diesem Zusammenhang sollten auch Aufseher und Wettbewerbshüter die neue Lage im Blick haben. „Wie ist der relevante Markt abzugrenzen, wenn nationale Anbieter kooperieren wollen, um internationalen Wettbewerbern auf dem Heimatmarkt effektiver begegnen zu können?“
fragte Balz. Er hält daher ein „koordiniertes Vorgehen“
der europäischen Behörden für sinnvoll, um den Wettbewerb im Zahlungsverkehr zu sichern.
Instant Payments als „New Normal“
Als wichtigen Baustein in einer modernen Zahlungswelt stuft Balz Instant Payments ein. Das sind Zahlungen, die dem Empfänger auch an Sonn- und Feiertagen an 365 Tagen im Jahr innerhalb von maximal zehn Sekunden auf dem Konto zur Verfügung stehen. Die Vorteile für Verbraucher und Unternehmen seien offensichtlich. Instant Payments sollten, so Balz, das „New Normal“
im Zahlungsverkehr werden; allerdings fehle es noch an einer standardisierten Kommunikation zwischen Banken und Handel. Auch wenn dies gerade für Kreditinstitute hohe Investitionen bedeute, wäre es fahrlässig, diese aus kurzfristigen Kostengründen zu unterlassen: „Heute müssen die Institute die Weichen dafür stellen, um morgen noch im Geschäft zu sein.“