Regulatorische Fachtagung: Großes Interesse an geopolitischen Spannungen 12. Fachtagung der Hochschule der Deutschen Bundesbank
Wir mussten im Vorfeld sogar einen Anmeldestopp verhängen
, sagt der Präsident der Hauptverwaltung Thomas Ollinger in seiner Begrüßung.
„Putin hat sich verzockt“
Einen Blick aus spieltheoretischer Perspektive auf den Ukraine-Krieg wirft Professor Christian Rieck von der Frankfurt University of Applied Sciences. Putin hat sich da verzockt, er hat nicht mit einer solchen Reaktion des Westens gerechnet
, betont Rieck, wobei er den „Westen“ selbst nicht als eine Fraktion ansieht, sondern ihn in Europa und die USA unterteilt. Und gerade aus amerikanischer Sicht bringe die Entwicklung strategische Vorteile, weil Russland durch die Auseinandersetzung geschwächt werde.
„Grüne Märkte sind Wachstumsmärkte“
Gleichzeitig verweist Köhler-Geib darauf, dass die Transformation zur Klimaneutralität in Deutschland ein Investitionsvolumen von rund 5 Billionen Euro bis zur Jahrhundertmitte erfordere. 90 Prozent entfallen dabei auf den privaten Sektor. Doch gerade hier sieht die Chefvolkswirtin auch Lichtblicke: Grüne Märkte sind Wachstumsmärkte. Und Deutschland ist in einer guten Ausgangslage bei Umweltschutz- und Klimagütern. Da war unsere Volkswirtschaft 2021 der weltweit zweitgrößte Exporteur. Grüne Technologien sind eine Stärke des deutschen Innovationssystems.
Höherer Handlungsdruck
Wie haben nun die deutschen Unternehmen auf die geopolitischen Krisen reagiert? Köhler-Geib, die vom Bundesland Hessen für den Bundesbank-Vorstand vorgeschlagen ist, hebt die enorme Anpassungsfähigkeit der Betriebe hierzulande hervor: Die Unternehmen waren extrem anpassungsfähig. Sie haben neue Lieferwege gefunden und in der Energiekrise Investitionen getätigt, um die Energieeffizienz ihrer Prozesse zu erhöhen, aber auch Energie eingespart durch Verhaltensänderungen.
Doch gerade der Mittelstand klage, so die Referentin in den jüngsten Befragungen der KfW über die zunehmende Bürokratie und die Umwelt- und Klimaschutzbestimmungen: Hier sehen wir doch Schleifspuren, die die Wettbewerbsfähigkeit belasten.
Hier ist für sie auch vor dem Hintergrund der Stagnation der deutschen Wirtschaft der Handlungsdruck mittlerweile deutlich gestiegen: Deutschland war zwischen 2005 und 2020 – bevor COVID und die Energiekrise uns getroffen haben – das einzige Industrieland, das sein Pro-Kopf-Einkommen im Vergleich zu den USA steigern konnte.
Wenn es gut laufe, werden Reformen oder Anpassungen oft hintenangestellt, jetzt sei die Situation eine andere.
„Schwarzes Loch“
Diese Risiken haben sich in den vergangenen Jahren dramatisch erhöht.
Ein Angriff auf große, international vernetzte Kreditinstitute, könne insbesondere die Wirtschaft schwer treffen, wenn die Systeme des Instituts nicht mehr zugänglich sind: Das ist dann vergleichbar mit einem schwarzen Loch im Finanzsystem, wodurch die Liquidität von Unternehmen zumindest zeitweise „verschwindet“ und nicht mehr zur Verfügung steht.
Generell könnten, so Weigert, Unternehmen und auch die Politik die geopolitischen Risiken für die Finanzstabilität minimieren, wenn sie Lieferketten anpassten und neue Partnerschaften aufbauen, um die Abhängigkeiten von einzelnen Ländern zu verhindern.