Luxemburgischer Botschafter zu Gast in Hachenburg
Jean Graff ist seit 2017 Botschafter Luxemburgs in Berlin. In der Hochschule beleuchtete er am 25. November 2021 die wirtschaftliche Erfolgsgeschichte Luxemburgs aus historischer Perspektive. Erich Keller, Rektor der Hochschule, begrüßte den Botschafter und rund 40 Studierende und Lehrende im Vortragssaal. In seiner Einführung wies Keller darauf hin, dass Luxemburg das mit großem Abstand reichste Land der Welt sei, gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf von rund 116.000 US-Dollar. Deutschland erreiche nur rund 40 Prozent des luxemburgischen Werts. Viele weitere Studierende und Lehrende verfolgten die Veranstaltung aus Infektionsschutzgründen online.
Hoher Grad an Offenheit und Agilität
Graff begründete die luxemburgische Erfolgsgeschichte in einem historischen Abriss vor allem mit einer hohen politischen und sozialen Stabilität sowie absoluter Rechtssicherheit. Diese Kombination sei für viele Investoren weltweit sehr attraktiv und habe dazu geführt, dass derzeit rund 125 Banken, 600 Asset Manager und 90 Versicherungsunternehmen aus rund 30 Ländern in Luxemburg ansässig sind. Zugleich habe sich Luxemburg einen hohen Grad an Innovationsoffenheit und Agilität bewahrt, wie die Ansiedelung hunderter FinTech-Startups in den vergangenen Jahren zeige. Die Entwicklung der EU und ihrer Gremien hob Graff ebenfalls als Erfolgsfaktor hervor. Luxemburg sei eine der drei EU-Hauptstädte mit Sitz von Finanzinstitutionen – unter anderem der Europäischen Investitionsbank und des Europäischen Stabilitätsmechanismus –, Gerichten wie dem Europäische Gerichtshof, des Sekretariats des Europäischen Parlaments sowie Dienststellen der EU-Kommission wie der Statistikbehörde Eurostat. Darüber hinaus würden in Luxemburg Diversität und Mehrsprachigkeit gelebt. Von den etwa 650.000 Einwohnerinnen und Einwohnern käme knapp die Hälfte aus dem Ausland. Zusätzlich pendeln rund 200.000 Personen aus Frankreich, Deutschland und Belgien täglich nach Luxemburg.
Die Fragen aus dem Auditorium zum Steuersystem und niedrigen Steuersätzen von multinationalen Firmen wie Amazon in Luxemburg beantwortete Graf mit dem Verweis auf derzeit anhängige Verfahren vor dem Europäischen Gerichtshof sowie den Fortschritten im Rahmen der BEPS Maßnahmen (Base Erosion and Profit Shifting) seitens der OECD (Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, Paris). Keller bedankte sich abschließend bei Graff für die spannenden Einsichten und legte den Studierenden im Sinne des Vortrages internationale Offenheit, Agilität und Kreativität ans Herz.