Kaminabend zum Digitalen Euro stößt auf großes Interesse
Seit über 40 Jahren nutzt die Hochschule ihre beiden Kaminzimmer, um mit hochrangigen Gästen über aktuelle Zentralbankthemen zu diskutieren. Am 9. August 2023 stellte sich Dr. Julian Reischle, Leiter des Zentralbereichs Zahlungsverkehr und Abwicklungssysteme, den Fragen des Publikums rund um den digitalen Euro. Aufgrund des großen Publikumsinteresses von 33 Personen – neben Studierenden der Hochschule aus verschiedenen Studienabschnitten auch sieben Lehrende – musste die Veranstaltung kurzfristig vom Kaminzimmer in den Vortragssaal verlegt werden, damit alle angemeldeten Personen einen Platz finden konnten.
Julian Reischle leitete von 2018 bis 2021 den Zentralbereich Ökonomische Bildung, zu dem auch die Hochschule gehört. Anschließend übernahm er den Zentralbereich Zahlungsverkehr der Bundesbank. In einem rund halbstündigen Impulsvortrag, stellte Reischle zunächst den Status Quo der bislang von der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank getroffenen Festlegungen zur Ausgestaltung des digitalen Euros vor. Er erläuterte die bislang getroffene Ausrichtung auf „Retail-Kunden“, also private Endverbraucher und Händler, um den digitalen Euro als Ergänzung zum Bargeld und als neue Form von Zentralbankgeld zu positionieren. Die „Wholesale“-Kundschaft, also insbesondere Banken und große Unternehmen, wird dagegen erst in einem weiteren EU-Projekt adressiert. Ferner stellte Reischle die vorgesehenen Nutzungsmöglichkeiten (über Karten, integriert über Banking-Apps, Browser-basiert sowie über eine digitale-Euro-App des ESZB mit on- und offline-Funktionalität) vor und ging auf den aktuellen Gesetzesvorschlag der EU-Kommission vom 28. Juni 2023 ein.
In der anschließenden Fragerunde nahm Reischle kenntnisreich und schlagfertig zu Fragen der voraussichtlichen Akzeptanz, des Datenschutzniveaus, der möglichen Verstärkung von Bankenkrisen und den Gefahren der Disintermediation – sprich: der Umgehung des Bankensektors – Stellung. Da ein Teil der Zuhörerinnen und Zuhörer nach rund einer Stunde Diskussion noch weiteres Interesse an Hintergrundinformationen zum digitalen Euro hatte, wurde der Austausch bei einem Glas Bier oder Wein im Schlosskeller der Hochschule fortgesetzt.